Leider können wir unser Projekt nicht weiterführen und verkaufen deshalb schweren Herzens unsere Southern Chancer in andere gute Hände.
Unser aktueller “Heimathafen” ist Calheta auf Madeira. Ein perfekter Absprung für einen großen Schlag über den Atlantik in die Karibik. Das war auch unser ursprüngliches Ziel. Aus persönlichen Gründen klappt das für uns aber leider nicht mehr.
Nachdem wir nun Donnerstag bis Montag auf dem Atlantik unterwegs waren und keine Möglichkeit hatten, den Blog zu schreiben, gibt es nun die Zusammenfassung am Stück, nach Tagen aufgeteilt. Soviel vorab: wir sind heute am Montagmittag gut in Porto Santo angekommen. Es war eine schöne Überfahrt, allerdings gab es unterwegs auch wenig Highlights. Das Wetter war jedenfalls freundlich zu uns, dafür sind wir schon mal dankbar.
Tag/Nacht 1: Nach dem Ablegen mussten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in der Marina Belém zum Tanken einlegen. Wir wollen für die Überfahrt nach Porto Santo – übrigens unsere längste Etappe am Stück – auf jeden Fall volle Dieseltanks haben.
Während die Einfahrt in den Rio Tejo vor drei Tagen recht ruppig war, hatten wir diesmal herrliches sonniges Wetter. In der Mündung lagen unzählige Angelboote, anscheinend nutzten auch die Einheimischen das tolle Wetter. Kurz danach konnten wir auch gleich Genua und Besansegel setzen. Mit guten 15-20 Knoten Wind und um die 6 Knoten Fahrt ging es auf den Atlantik raus. Schätzungsweise 5 Tage und Nächte werden wir jetzt unterwegs sein.
Tag/Nacht 2: In der Nacht gegen 2 Uhr ließ der Wind dann soweit nach, dass wir den ganzen zweiten Tag motoren mussten. Durch die anfangs noch relativ hohen Atlantikwellen gierte die Southern sehr, sodass uns das Schlafen in den Schichtpausen schwerfiel. Michi zauberte uns am Vormittag ein deftiges Frühstück mit Bratkartoffeln, Bohnen und Würstchen – lecker. Ansonsten ist hier draußen kaum was los. Jeder Frachter, der unseren Weg kreuzt, ist schon ein Highlight. Wir sind aber auch endlich die etwas nervigen Fischerbojen los – klar, denn die Meerestiefe beträgt hier über 5.000 Meter, darunter gibt es selbst auf unseren elektronischen Seekarten keine Tiefenangabe mehr. Am Abend haben wir ein Drittel unserer Strecke bis Porto Santo geschafft.
Tag/Nacht 3: In der Nacht konnten wir wieder Segel setzen. Windrichtung und -stärke reichten zwar noch nicht für ein tolles Segelerlebnis, aber zusammen mit Motorunterstützung kamen wir sehr flott voran. Und durch den stabilisierenden Segeldruck waren diesmal auch unsere Nachtruhezeiten angenehmer. Tagsüber hatten wir super Wind zwischen 10 und 20 Knoten, ein toller Segeltag. Der Motor hatte Erholungspause. Als Tagesessen gab es heute einen leckeren Salat mit Schafskäse und wer wollte auch mit Schinken. Gegen Mittag haben wir mit einem Schluck Portwein „Bergfest“ gefeiert, die Hälfte der Strecke ist geschafft!
Tag/Nacht 4: Die restlichen Seemeilen bis Porto Santo schmelzen immer weiter dahin. Mit die aufregendsten Ereignisse an Bord sind das Unterschreiten von Rest-Seemeilenmarken, unter 200, unter 100, unter 50. Ansonsten ist der Tagesablauf recht unspektakulär. Einteilung in drei-Stunden-Wachen, zwischendurch irgendwann die Tagesmahlzeit, diesmal Gemüsenudeln mit oder ohne Speck. Einzelne Frachter in mehreren Seemeilen Entfernung sind willkommene Abwechslung. Am Montagmorgen taucht die Silhouette von Porto Santo am Horizont auf. Land in Sicht! Am frühen Nachmittag erreichen wir den Hafen. Hier werden wir erst mal zwei Nächte Pause machen und uns auch ein Bild von der Insel machen. Wie sich nach dem Besuch beim Hafenmeister herausgestellt hat, ist es aber nicht der passende Langzeitliegeplatz für die kommenden 1-2 Jahre. Dafür müsste mindestens immer eine Person von uns an Bord bleiben. Das wird wohl nichts. Notlösung wäre hier ein Landliegeplatz, aber wir schauen erst mal nach Madeira direkt weiter.
Steffis Flug nach Lissabon (Zwischenstopp Barcelona) gestaltete sich etwas schwierig. Die Ankunft war Montagabend geplant, jedoch startete der Flieger in Nürnberg wegen Gewitter in Barcelona schon so verspätetet, dass es dort keinen Anschlussflug nach Lissabon mehr gab und sie am Flughafen in Barcelona übernachten musste. Am Dienstagfrüh war es dann soweit, ich holte Steffi an der Metrostation “Cais de Sodro” ab. Willkommen an Bord!
Am Nachmittag machten wir alle gemeinsam etwas Sightseeing in Lissabon. Zuerst besichtigten wir im Stadtteil Belém das Entdeckerdenkmal der portugiesischen Seefahrer, den Torre de Belém, und die Klosterkirche Mosteiro dos Jerónimos mit dem Ehrengrab von Vasco da Gama. Anschließend ging es in die Altstadt, u. a. zum Elevador de Stanta Justa, der die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet. Erbaut wurde er von einem Schüler Gustave Eiffels. Den Abend ließen wir im Stadtteil Bairro Alto ausklingen, bevor es wieder zurück zur Southern ging.
Den Mittwoch nutzten wir für einen großen Lebensmitteleinkauf, etwas Bastelarbeiten am Schiff und verbrachten den Abend dann mit einem schönen Abendessen in der Nähe des Hafens im Restaurant “Alcântara 50”. Das Restaurant hatte ich zuvor im Internet herausgesucht, tolles Ambiente, sehr gutes bodenständiges Essen und ein sehr netter und gesprächiger Besitzer. Mal wieder eine klare Empfehlung.
Als Nächstes haben wir die lange Atlantiketappe nach Madeira vor uns, knapp 500 Seemeilen am Stück. Wir werden am Donnerstagvormittag losmachen, nun zu viert, Steffi wird diesen Abschnitt mit an Bord sein. Damit gibt es die nächsten schätzungsweise 6 Tage auch keine Möglichkeit, Zwischenberichte in den Blog zu stellen. Auf der Biskaya hatte ich ja Steffi per Satellitentelefon kurze Berichte geschickt und sie hatte diese dann online gestellt. Auch auf marinetraffic.com wird unser Standort zwischendurch nicht aktualisiert werden, da wir außer Landfunkreichweite sind. Also keine Sorge, wenn sich hier ein paar Tage nichts tut. Neuigkeiten gibt es dann wieder, wenn wir auf Madeira bzw. auf der vorgelagerten Insel Porto Santo sind. Bis dahin…
Hier nun die versprochene Bildergalerie unserer Biskaya-Überquerung in den vergangenen vier Tagen. Ab Roscoff gerechnet waren es rund 400 Seemeilen am Stück. Wir hatten fast alles dabei: schönen Segelwind, zwischendurch Flaute, am Ende aber auch starken Wind mit ordentlich Wellen.
Schön, es geschafft zu haben! Die Biskaya war für uns schon bei den Planungen der größte Brocken, den wir zu meistern hatten, ohne aber das noch Bevorstehende schmälern zu wollen. Kap Finisterre, die Küste Portugals und der Törnabschnitt von Portugal nach Madeira sind sicherlich auch noch anspruchsvolle Aufgaben. Handbreit!
Gestern Abend hat der Wind wie vorhergesagt abgenommen. Über Nacht hatten wir regelrecht Flaute und sind bis heute Mittag unter Motor gefahren.
Wir haben seit gestern um die 120 Seemeilen geschafft und bis „A Coruña“ jetzt noch etwa 80 Seemeilen vor uns. Das sollten wir bis morgen gut schaffen. Aktuell nimmt der Wind etwas zu, 4-5 Beaufort sind vorhergesagt. Vielleicht kommen wir damit sogar schon am Vormittag im Hafen an, mal sehen.
Vorhin hat es eine Runde Aperol Spritz mit Oliven und Cracker gegeben. Michi hat heute Geburtstag, das muss schließlich gefeiert werden.
Ansonsten lief der Tag heute recht unkompliziert, die Biskaya ist nach wie vor gnädig mit uns.
Meine Frühschicht begann heute morgen wieder um 3 Uhr für 4 Stunden, danach gibt‘s immer weitere 4 Stunden Bereitschaft bis zur nächsten Freizeit/Schlaf. Nachts hatten wir zum ersten Mal klaren Sternenhimmel mit noch Fast-Vollmond, schönes Segeln. Danke an Michis Papa Roland für die Harry Belafonte Doppel-CD. Die lief praktisch die ganze Nacht durch und macht Laune auf südlichere Gefilde.
Der Tag hat mit einem schönen Sonnenaufgang mit nur vereinzelten Wolken begonnen. Der Wind hat im Laufe des Tages etwas nachgelassen, bei 6-8 Knoten Wind laufen wir aber immer noch 3-4 Knoten, das passt noch. Wieder sind wir unserem Ziel „A Coruña“ rund hundert Seemeilen näher gekommen, sozusagen Bergfest, wenn man die Strecke am Stück ab Roscoff in die Biskaya rechnet. Der Meeresboden befindet sich gerade rund 5.000 Meter unter uns. Delfine hatten wir schon mehrfach um unsere Southern, wir glauben auch, dass wir heute einen Wal gesichtet haben. Nachdem mehrmals ca. 1-2 Meter hohe Wasserfontänen aus dem Atemloch kamen, glauben wir nicht, dass es ein Delfin war.
Ein weiteres Highlight war heute noch ein etwas größeres zweimotoriges Propellerflugzeug, das im Tiefflug auf uns zukam. Nach dem ersten Vorbeifliegen kam es nochmal zurück und grüßte uns mit einem Flügelwippen links und rechts, praktisch direkt neben uns – beeindruckend!
Ansonsten genießen wir den weiteren Abend bei Sonne und chilliger Musik. Heute geht‘s sogar ohne warme Segeljacke und lange Unterwäsche!
Im letzten Jahr hatte ich im Rahmen der ESTW–Akademie eine Weiterbildung, in welcher wir persönliche Projektziele formuliert und niedergeschrieben haben. Meines war der Törn nach Madeira und am Abend vor der Abfahrt konnte ich somit feststellen: Ziel erreicht.
Persönlicher Gruß an alle Akademielerinnen und Akademieler.
Verbrennen des erfolgreich abgeschlossenen Projektplanes
In der Rubrik “Aus der Bordküche” gibt es jetzt ganz neu das Rezept Blaukrautsalat nach Herberts Art. In unserer Familie ist der Salat ein richtiger Renner.
Herbert hat uns das Rezept für die Internetseite zur Verfügung gestellt und gleich eine Schüssel davon fertig gemacht und mit auf den Weg gegeben, damit wir an Bord auch genug Vitamin C zu uns nehmen. Er hat uns sogar eine vorbereitete “Gewürzmischung” für ein Kilo Blaukraut mitgegeben, weil wir ja keine genaue Küchenwaage an Bord haben. Im Kühlschrank hält sich der fertige Salat bis zu vier Wochen. Vielen Dank, Herbert!