Törntag 18: Roompot bis Blankenberge

Jetzt beginnt es wieder, dass wir unsere Auslaufzeiten nach Ebbe und Flut richten müssen. Wir hatten gestern noch eine Schleuse zu passieren und waren wieder in der Nordsee angelangt.

Bei bewölktem Himmel und gutem 4er bis 5er Wind hatten wir uns Blankenberge, praktisch direkt neben Zeebrugge, als nächsten Hafen ausgesucht. Nachdem der Wind aber aus der für uns falschen Richtung kam, liefen wir die ganze Zeit unter Motor. Anspruchsvoll war die Zufahrt zum Hafen Zeebrugge, die wir kreuzen mussten, hier war wieder reichlich Großschifffahrtsverkehr.

Angelegt haben wir im Royal Scarphout Yachtclub Blankenberge. Ungefähr eine Viertelstunde später wurden wir vom belgischen Zoll besucht, für uns das erste Mal auf dieser Reise. Nach Sichtung unser Schiffsunterlagen und einem kurzen Blick ins Schiff war der Besuch aber bald wieder vorbei. Die nächsten Tage bis voraussichtlich Sonntag werden wir wohl hier verbringen. Für die Nordsee und den englischen Kanal ist Sturm vorhergesagt.

Am Abend waren wir im italienischen Restaurant “Rimini” noch Abendessen. Unsere Taktik, lieber ein Lokal in einer Seitenstraße zu wählen, hat sich wieder ausgezahlt. Sehr gutes Essen und zum Abschluss gab es eine großzügige Menge an Limoncello bzw. Grappa aufs Haus bzw. “à la maison”.

Törntag 17: Willemstad bis Roompot

Heute war unser Ziel Roompot an der Oosterschelde. Bis hier her ist alles noch Binnenrevier. Morgen wollen wir dann wieder auf die Nordsee hinaus und bis kurz nach Zeebrugge kommen, Blankenberge heißt unser anvisierter Hafen.

Der heutige Tag war ansonsten ohne wirklich herausfordernde Ereignisse, erwähnenswert ist allerdings die Passage unter der 5 km langen Zeelandbrug, die zu ihren Anfangszeiten sogar mal die längste Brücke Europas war.

Sicher festgemacht im Hafen von Roompot gab es dann ein kräftiges Gewitter mit Starkregen. Wie schön, dass wir eine Kuchenbude haben, mit der trotz Regen das Cockpit zum Abendessen gut nutzbar ist. Das Gewitter ist jetzt schon wieder verflogen, Zeit für einen Abendspaziergang.

Törntag 16: Gouda bis Willemstad

Nach Lebensmitteleinkauf und Bunkern von Wasser haben wir in Gouda gegen 11 Uhr abgelegt. Ziel war Willemstad am Ende der Staande Mastroute in Hollands Diep. 

Zwischendurch gab es natürlich Schleusen und Brücken, teilweise wieder mit Wartezeiten. Beeindruckend war „Krimpen an den Ijssel“, wo wir in die Nieuwe Maas abgebogen sind. Dort trauten wir erst unseren Augen nicht, aber es liegt dort wirklich eine Arche Noah, ich würde sagen annähernd maßstabsgetreu, wenn man das überhaupt beurteilen kann. Es sind uns auch einige Binnenfrachter aus Franken begegnet, es ist die Route nach Rotterdam. Ein sehr schönes Stadtbild von der Wasserseite zeigte uns auch Dordrecht, Danach ging es durch das „Hollands Diep“ nach Willemstad, eine kleine und wirklich schöne Festungsstadt mit einer gut erhaltenen sternförmigen Festungsanlage, ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert.

Tagesabschluss war ein Abendspaziergang durch den Ort, ein paar Einblicke gibt’s in der nachfolgenden Bildergalerie.

Törntag 13: Auf nach Enkhuizen!

Zwischen 9:30 und 10:00 Uhr hat sich Steffi angekündigt. Sie ist über Nacht mit dem Flixbus nach Amsterdam gefahren und von dort aus mit Bahn und Bus weiter nach Medemblik. Etwas hektisch wurde es für mich, als sich Steffi heute Morgen per WhatsApp meldete und die Ankunft für 8:30 Uhr bekannt gab. Also schnell raus aus den Federn, Morgenwäsche und ohne Kaffee gleich Richtung Bushaltestelle. Ich war gerade noch rechtzeitig…

Ein ausgiebiges Frühstück gab es an Bord. Es folgte noch ein Einkauf beim örtlichen Kaufmann, der eine nostalgische Mischung zwischen Kleinbaumarkt und Schiffsbedarfsladen ist und sehr hilfsbereit war. Danach mussten wir noch am Besanmast einige Sachen erledigen und haben Michi mal wieder im Bootsmannstuhl hoch in den Mast gezogen. An unserem Radarreflektor hatte sich eine Befestigung gelöst, eine Antenne musste wegen Klappergeräuschen etwas korrigiert und die Blöcke am Masttop gefettet werden.

Am frühen Nachmittag haben wir in Medemblik abgelegt und sind durch die Klappbrücke erst mal zur Tankstelle gefahren. Da trafen wir unseren Kaufmann vom Vormittag wieder, die Tankstelle gehört nämlich auch zu dem Geschäft.

Unser Tagestörn ging diesmal nur bis Enkhuizen. Zwar ist das eine relativ kurze Strecke von nur 10 Seemeilen, dafür stand aber der Wind sehr gut, es genügte unsere Genua für 6 Knoten Fahrt. Auf dem Wasser war heute sehr viel los, anscheinend ist das Himmelfahrtswochenende Hochsaison auf dem Ijsselmeer… und es will wohl jeder nach Enkhuizen. Der Hafen ist allerdings groß genug und wir finden schnell den uns zugewiesenen Liegeplatz.

Morgen wollen wir an Amsterdam vorbei und tags darauf über die Kanäle weiterfahren.

Ein spezieller Gruß geht heute von Rudi an “Klein-Annika” und ihre Eltern. Meine beiden Töchter kennen sie auch noch, wir waren gemeinsam in Mecklenburg auf Faltboottour.


Törntag 12: Hafentag Medemblik

Nach unserem großen Schlag von Langeoog war am Donnerstag erst mal ausschlafen angesagt. Wir haben beschlossen, noch einen Tag in Medemblik zu bleiben und haben Steffi, die am Freitag ankommt, gebeten, zu diesem Hafen anzureisen.

Für die Verlängerungsnacht mussten wir uns allerdings im Hafen in eine Box umverlegen, denn heute ist Himmelfahrt. Auch in den Niederlanden ist das ein Feiertag, und es wird mit einem vollen Hafen gerechnet. In der Hauptstraße war auch wirklich viel los, es wurde gefeiert – mit Bühne und Livebands. Wir haben den Tag genutzt, um mal wieder Wäsche zu waschen und die Southern auf die Ankunft von Steffi vorzubereiten. Kojen werden getauscht, denn Doppelbelegung machen wir, wenn es geht, nur in der Vorschiffkabine. Rudi zieht vom Vorschiff in die Schlupfkoje, Michi in die Captainskoje, in der ich bisher war, und ich bereite die Vorschiffkabine für Steffi und mich vor. Praktisch eine komplette Rochade. Klamotten, die es nötig haben, Bettlaken und Bettbezüge werden gewaschen, damit alles wieder frisch ist.

Am Abend gehen wir abseits vom Remmidemmi in der Hauptstraße in einem Schnellrestaurant Burger essen und danach noch auf zwei Abschlussbier an der Pier der Braunen Flotte zwei Amstel-Bier trinken. Ein perfekter Tagesabschluss.

Törntag 10/11: Großer Schlag in die Niederlande

Dienstag, 28. Mai 2019: Das Wetter passt nun endlich. Um 6 Uhr Aufstehen, mit der Ebbe verlassen wir um 7:15 Uhr die Insel Langeoog mit dem groben Ziel Den Helder in den Niederlanden. Wir wollen alle weiteren ost- und westfriesischen Inseln hinter uns lassen und die verlorene Zeit wieder ein Stück hereinholen. Das Wetterfenster ist gut. Es sind Windstärken bis maximal Beaufort 4 (mit leichten Böen in 5) aus nördlichen Richtungen vorhergesagt. Für uns meist ein guter Halbwindkurs, das mag unsere Southern Chancer.

An sich perfektes Segelwetter, wären da nicht die sehr kühlen Temperaturen, maximal 10 Grad Celsius. Mit dem Wind fühlt sich das aber noch viel kälter an. Aber immerhin sind es zwei weitgehend sonnige Tage. Jeder von uns hat mehrere Schichten Kleidung übereinandergezogen. Neben langer Unterwäsche und der üblichen Segelmontur aus Jacke und Hose hatte ich beispielsweise noch einen Kapuzenpulli und zwei weitere Jacken, eine davon Fleece, darunter gezogen. Wir liefen lange Strecken mit 6-7 Knoten Fahrt, das ist für uns schon Regattatempo.

Um 11 Uhr erreichten wir Den Helder. Unterwegs hatten wir beschlossen, gleich ein gutes Stück ins Ijsselmeer zu machen. Wir wollen Amsterdam auf unserer Reise mitnehmen.

Um 19 Uhr legten wir in Medemblik im gemütlichen Westerhaven an (Zufahrt mit Klappbrücke). Insgesamt sind wir jetzt 36 Stunden am Stück auf See gewesen und haben 150 Seemeilen am Stück geschafft. Die Nachtstunden von 21-6 Uhr hatten wir in drei Schichten mit je 3 Stunden aufgeteilt. Einer ist am Steuer, der Zweite ebenfalls im Cockpit aber nur in Bereitschaft und darf auch dösen, der Dritte hat frei und darf in die Koje. So ähnlich hatten wir es schon bei unserem Überführungstörn 2007 von Mallorca gelöst. Nur haben wir die Schichtdauer diesmal aufgrund der Kälte von 4 auf 3 Stunden gekürzt. Es hat gut geklappt.

Am Freitagmorgen kommt Steffi in Amsterdam an. Mal sehen, ob wir dann schon dort sind oder ob wir uns hier in Medemblik treffen.