Törntag 14: Enkhuizen bis Amsterdam

Am 1. Juni hatten wir nach einer Nacht in Enkhuizen Amsterdam als Ziel, nach Möglichkeit sogar noch ein Stückchen weiter auf der südlichen Staande Mastroute. 

Gleich nach dem Ablegen um 8 Uhr stand die Schleusung vom Ijsselmeer ins südlichere Markermeer an. Die ersten Stunden konnten wir noch gut unter Vollzeug segeln, allerdings nicht ganz auf unserem direkten Kurs. Nach einiger Zeit hieß es dann aber Segel runter und den Rest bis Amsterdam motoren. Nachdem der Wind ziemlich abgeflaut hatte, gab es allerdings keine wirkliche Alternative. Eindrucksvoll war das Einlaufen in Amsterdam, auf dem Wasser war sehr viel los, vielleicht auch dem verlängerten Himmelfahrtswochenende geschuldet.

Nach dem Bahnhof nahmen wir dann linker Hand den Abzweig zur Staande Mastroute, eine Strecke, auf der man mit stehendem Mast auf Kanälen, Flüssen und Seen bis südlich von Rotterdam kommt. Das ist unser Ziel, damit hätten wir die Großschifffahrt bei Rotterdam sozusagen schon hinter uns gelassen.

Endstation für den Tag war dann allerdings ziemlich abrupt die Spoorbrug. Eine Klapp-Eisenbahnbrücke der Amsterdamer Hauptroute, die für unsere Durchfahrt geöffnet werden muss. Die einzige Öffnungszeit innerhalb von 24 Stunden ist täglich irgendwann zwischen ca. 1:00 Uhr und 3:00 Uhr nachts. Die genaue Zeit richtet sich nach dem täglichen Zugfahrplan unter Berücksichtigung von etwaigen Verspätungen. Mittlerweile hatten sich schon an die 10 Yachten vor der Brücke wartend versammelt. Auf dem Funkkanal 69 wurde uns gegen 0:00 Uhr mitgeteilt, dass die Brückenöffnungszeit 1:25 Uhr für ca. 5 Minuten sein wird. Kurz davor waren alle Yachten schon in Lauerstellung und sind dann die weitere Strecke bis ins Nieuwe Meer im Konvoi durch Amsterdam und die vielen weiteren Klappenbrücken durchgefahren. Ein Erlebnis, sozusagen eine Amsterdamer Grachtenfahrt bei Nacht auf eigenem Kiel! Abschließend war noch eine Schleuse an der Reihe, hierfür wurde für uns sogar eine Autobahn mit vier aufeinanderfolgenden Klappbrücken geöffnet.

Bis Sonnenaufgang haben wir dann im Nieuwe Meer geankert, teilweise wurde auch noch eine Mütze Schlaf getankt.

Törntag 13: Auf nach Enkhuizen!

Zwischen 9:30 und 10:00 Uhr hat sich Steffi angekündigt. Sie ist über Nacht mit dem Flixbus nach Amsterdam gefahren und von dort aus mit Bahn und Bus weiter nach Medemblik. Etwas hektisch wurde es für mich, als sich Steffi heute Morgen per WhatsApp meldete und die Ankunft für 8:30 Uhr bekannt gab. Also schnell raus aus den Federn, Morgenwäsche und ohne Kaffee gleich Richtung Bushaltestelle. Ich war gerade noch rechtzeitig…

Ein ausgiebiges Frühstück gab es an Bord. Es folgte noch ein Einkauf beim örtlichen Kaufmann, der eine nostalgische Mischung zwischen Kleinbaumarkt und Schiffsbedarfsladen ist und sehr hilfsbereit war. Danach mussten wir noch am Besanmast einige Sachen erledigen und haben Michi mal wieder im Bootsmannstuhl hoch in den Mast gezogen. An unserem Radarreflektor hatte sich eine Befestigung gelöst, eine Antenne musste wegen Klappergeräuschen etwas korrigiert und die Blöcke am Masttop gefettet werden.

Am frühen Nachmittag haben wir in Medemblik abgelegt und sind durch die Klappbrücke erst mal zur Tankstelle gefahren. Da trafen wir unseren Kaufmann vom Vormittag wieder, die Tankstelle gehört nämlich auch zu dem Geschäft.

Unser Tagestörn ging diesmal nur bis Enkhuizen. Zwar ist das eine relativ kurze Strecke von nur 10 Seemeilen, dafür stand aber der Wind sehr gut, es genügte unsere Genua für 6 Knoten Fahrt. Auf dem Wasser war heute sehr viel los, anscheinend ist das Himmelfahrtswochenende Hochsaison auf dem Ijsselmeer… und es will wohl jeder nach Enkhuizen. Der Hafen ist allerdings groß genug und wir finden schnell den uns zugewiesenen Liegeplatz.

Morgen wollen wir an Amsterdam vorbei und tags darauf über die Kanäle weiterfahren.

Ein spezieller Gruß geht heute von Rudi an “Klein-Annika” und ihre Eltern. Meine beiden Töchter kennen sie auch noch, wir waren gemeinsam in Mecklenburg auf Faltboottour.


Törntag 12: Hafentag Medemblik

Nach unserem großen Schlag von Langeoog war am Donnerstag erst mal ausschlafen angesagt. Wir haben beschlossen, noch einen Tag in Medemblik zu bleiben und haben Steffi, die am Freitag ankommt, gebeten, zu diesem Hafen anzureisen.

Für die Verlängerungsnacht mussten wir uns allerdings im Hafen in eine Box umverlegen, denn heute ist Himmelfahrt. Auch in den Niederlanden ist das ein Feiertag, und es wird mit einem vollen Hafen gerechnet. In der Hauptstraße war auch wirklich viel los, es wurde gefeiert – mit Bühne und Livebands. Wir haben den Tag genutzt, um mal wieder Wäsche zu waschen und die Southern auf die Ankunft von Steffi vorzubereiten. Kojen werden getauscht, denn Doppelbelegung machen wir, wenn es geht, nur in der Vorschiffkabine. Rudi zieht vom Vorschiff in die Schlupfkoje, Michi in die Captainskoje, in der ich bisher war, und ich bereite die Vorschiffkabine für Steffi und mich vor. Praktisch eine komplette Rochade. Klamotten, die es nötig haben, Bettlaken und Bettbezüge werden gewaschen, damit alles wieder frisch ist.

Am Abend gehen wir abseits vom Remmidemmi in der Hauptstraße in einem Schnellrestaurant Burger essen und danach noch auf zwei Abschlussbier an der Pier der Braunen Flotte zwei Amstel-Bier trinken. Ein perfekter Tagesabschluss.

Törntag 10/11: Großer Schlag in die Niederlande

Dienstag, 28. Mai 2019: Das Wetter passt nun endlich. Um 6 Uhr Aufstehen, mit der Ebbe verlassen wir um 7:15 Uhr die Insel Langeoog mit dem groben Ziel Den Helder in den Niederlanden. Wir wollen alle weiteren ost- und westfriesischen Inseln hinter uns lassen und die verlorene Zeit wieder ein Stück hereinholen. Das Wetterfenster ist gut. Es sind Windstärken bis maximal Beaufort 4 (mit leichten Böen in 5) aus nördlichen Richtungen vorhergesagt. Für uns meist ein guter Halbwindkurs, das mag unsere Southern Chancer.

An sich perfektes Segelwetter, wären da nicht die sehr kühlen Temperaturen, maximal 10 Grad Celsius. Mit dem Wind fühlt sich das aber noch viel kälter an. Aber immerhin sind es zwei weitgehend sonnige Tage. Jeder von uns hat mehrere Schichten Kleidung übereinandergezogen. Neben langer Unterwäsche und der üblichen Segelmontur aus Jacke und Hose hatte ich beispielsweise noch einen Kapuzenpulli und zwei weitere Jacken, eine davon Fleece, darunter gezogen. Wir liefen lange Strecken mit 6-7 Knoten Fahrt, das ist für uns schon Regattatempo.

Um 11 Uhr erreichten wir Den Helder. Unterwegs hatten wir beschlossen, gleich ein gutes Stück ins Ijsselmeer zu machen. Wir wollen Amsterdam auf unserer Reise mitnehmen.

Um 19 Uhr legten wir in Medemblik im gemütlichen Westerhaven an (Zufahrt mit Klappbrücke). Insgesamt sind wir jetzt 36 Stunden am Stück auf See gewesen und haben 150 Seemeilen am Stück geschafft. Die Nachtstunden von 21-6 Uhr hatten wir in drei Schichten mit je 3 Stunden aufgeteilt. Einer ist am Steuer, der Zweite ebenfalls im Cockpit aber nur in Bereitschaft und darf auch dösen, der Dritte hat frei und darf in die Koje. So ähnlich hatten wir es schon bei unserem Überführungstörn 2007 von Mallorca gelöst. Nur haben wir die Schichtdauer diesmal aufgrund der Kälte von 4 auf 3 Stunden gekürzt. Es hat gut geklappt.

Am Freitagmorgen kommt Steffi in Amsterdam an. Mal sehen, ob wir dann schon dort sind oder ob wir uns hier in Medemblik treffen.

Törntag 9: Aufenthalt Langeoog geht in die Verlängerung

Am Montag war es wieder nichts mit unserer Weiterfahrt Richtung Borkum. Draußen auf der Nordsee war ziemlich ungemütliches Wetter. Windstärke bis Beaufort 7 und ausgeprägter Wellengang. Wir haben beschlossen, noch einen Tag auf Langeoog zu verbringen.

Aufgabe heute: Das neue Radar von Raymarine soll installiert werden. Vorarbeiten haben wir ja gestern schon gemacht. Am Vormittag schicken wir Michi im Bootsmannstuhl rauf in den Besanmast und das auf dem Träger installierte Radar im Komplettpaket gleich hinterher. Die notwendigen Kabel müssen wir auch noch im Mast durchziehen. Am Ende gleich noch ein Testlauf… es funktioniert. Voilà!

Die zusätzliche Zwangszeit auf Langeoog haben wir außerdem noch für eine neue Teak-Außenleiste am Achterdeck genutzt. Die beiden Leisten (eine für Backbord und eine für Steuerbord) fahren wir nun schon seit rund vier Wochen in meiner Koje mit spazieren. Für die Backbord-Leiste finden wir sicher an einem anderen “Wartetag” noch Zeit.