Törntag 24/25: Boulogne-sur-Mer nach Cherbourg

Den Montagabend haben wir noch mit einem Kneipenabend in Boulogne-sur-Mer abgeschlossen. Hängengeblieben sind wir in der Bar „The Vole Hole“ direkt an der Kathedrale. Die urige und rustikale Kneipe war mir schon am Nachmittag aufgefallen.

Es war ein schöner Abend, wir haben tolle Leute getroffen und uns (größtenteils auf Englisch) gut unterhalten. Schon mit unserem Reiseziel Madeira hatten wir das erste gute Gesprächsthema, selbst Ben, der Barbesitzer, konnte viel darüber berichten. Marc, auch ein Gast, hat uns einige Tipps zur Rundung des Kaps bei Quessant gegeben und auf Bierdeckeln weitere Infos notiert, welche interessanten Inseln wir unbedingt ansteuern sollten und welche wir getrost auslassen können. Er selbst kommt aus Lorient, das direkt in der Biscaya liegt. Einen speziellen Drink haben wir von Ben zubereitet bekommen, einen „Pepita Gringo“, den er in Boulogne-sur-Mer eingeführt hat. Jeder, der ihn weiterverwendet, soll allerdings einen zusätzlichen Namensteil anfügen. Also gibt es ab sofort einen „Pepita Gringo Southern“. Hauptbestandteil ist brauner Rum. Dazu gibt es eine halbe Limettenscheibe, deren eine Seite vorher in braunen Rohrzucker und die Stirnseite dann in Kaffeepulver gedrückt wird. Der weitere Ablauf ist wie bei Tequila, erst trinken, dann die Limettenscheibe abbeißen. Einfach lecker. Ich werde das auch noch in die Tipps der Bordküche mit aufnehmen. Es war ein sehr schöner Abend. Danke Ben, Marc und Francois!

Abgelegt haben wir gegen halb neun, um die Schleusenöffnung aus dem Bassin Napoleon um 8:36 Uhr zu nutzen. Wir haben uns, wie gewünscht, vorher per Funk bei Boulogne Port angemeldet. Die weitere Fahrt bis zu unserem Ziel Cherbourg haben wir im 4-Stunden-Wachsystem gemacht (4 Stunden Steuermann, 4 Stunden Bereitschaft, 4 Stunden Freizeit oder Schlaf). Unterwegs kam ich auch etwas ins Nachdenken, denn fast genau vor 75 Jahren kamen hier in dieser Bucht die Alliierten Truppen zum D-Day über den Ärmelkanal.

Kurz vor Cherbourg haben wir noch mächtig Gegenstrom bekommen, sodass wir trotz 5 Knoten Fahrt aber teilweise nur 1 Knoten über Grund vorankamen. Cherbourg haben wir dann gerade noch rechtzeitig mit dem letzten Tageslicht erreicht. Beeindruckend war schon die Hafeneinfahrt. Der erste von zwei Vorhäfen ist mit einer langen Hafenmole mit zwei Durchfahrten angelegt, auf deren Enden und in der Mitte mehrere Festungsgebäude stehen, das östliche bietet nur noch den Anblick einer gesprengten Betonruine. Die Vergangenheit hat zumindest hier noch bis heute sichtbare Spuren hinterlassen

Den Donnerstag werden wir noch hier verbringen und uns die Stadt etwas ansehen.

Törntag 22/23: Calais/Boulogne-sur-Mer

Steffi hat am Sonntagmorgen abgemustert. Sie ist mit dem Zug zurück nach Erlangen gefahren.

Wir haben gegen 8 Uhr abgelegt, erst mal mit dem groben Ziel Dünkirchen bzw. Boulogne-sur-Mer. Der Ebbstrom hat uns wie geplant die ersten Stunden auch “geschoben”, ab Dünkirchen bis kurz vor Calais hatten wir ihn dann allerdings gegen uns. Der Wind war recht wechselhaft, teilweise hat es mit dem Segeln gut geklappt, zu anderen Zeiten musste dann aber wieder der Motor übernehmen. Gut bewährt hat sich unser neuer Autopilot “Knut” von Raymarine, der die Southern Chancer nun zuverlässig steuern kann, ob nach gespeicherten Routen, nach angegebenem Kurs oder unter Segeln auch nach Windrichtung – es funktioniert, das haben wir unterwegs ausgiebig getestet!

Etwas kritisch war gegen Mitternacht die Querung der Einfahrt nach Calais. Hier rauschen ständig Fähren nach und von Dover mit einer Geschwindigkeit von über 18 Knoten durch. Unsere Southern schafft im Vergleich ca. 6 Knoten. Da mussten wir auf jeden Fall auf das richtige Fenster achten, um hier nicht unter den Bug einer Fähre zu kommen, oder zumindest, um nicht ein schwer kalkulierbares Verkehrshindernis zu sein.

Gegen 3:00 Uhr morgens hatten wir dann unseren letzten Wegpunkt vor Boulogne-sur-Mer erreicht. Wir entschieden uns für das Einlaufen in den Hafen trotz Dunkelheit. Wir haben ja Unterstützung von Kartenplotter, AIS und Radar. Im Vorhafen mussten wir dann allerdings erst mal warten, weil wohl die ganze Fischereiflotte aufgewacht ist. Wie an der Perlenschnur kamen bestimmt an die 15-20 Fischereischiffe aus dem Innenhafen heraus. Noch ein Funkspruch mit “Boulogne Port” für die Schleuse in den Innenhafen “Bassin Napoleon” und kurz darauf lagen wir sicher festgemacht am Steg. Gegen 4:30 Uhr haben wir dann noch einen kleinen Anlegerschluck getrunken und sind erst mal ab in die Kojen.

Zum Mittagessen am heutigen Tag haben wir uns im historischen Viertel jeder ein Menü mit Muscheln ausgesucht. Eine gute kulinarische Einstimmung auf Frankreich. Auf dem Rückweg, nach einem kurzen Lebensmitteleinkauf, hat uns dann allerdings ein heftiges Gewitter erwischt. Im Boot läuft gerade die Heizung, quer verteilt hängen Klamotten zum Trocknen. Ich selbst sitze gerade in der Vorschiffkoje und schreibe diesen Artikel, während angenehme Wärme aus den Heizungsdüsen kommt – das passt.

Mal sehen, heute Abend gibt’s vielleicht noch ein Bierchen in einer französischen Kneipe 🙂 und morgen früh geht’s dann weiter.

Aufgrund der Windvorhersage haben wir unseren bisher geplanten nächsten Ort Dieppe (50 Seemeilen) heute kurzerhand geändert, der Wind wäre wieder gegen uns. Stattdessen haben wir Cherbourg als neues Ziel ausgewählt, das sind allerdings 150 Seemeilen am Stück. Also wieder Nachtfahrt und Schichtbetrieb. Morgen früh nach Hochwasser wollen wir los.