Am 1. Juni hatten wir nach einer Nacht in Enkhuizen Amsterdam als Ziel, nach Möglichkeit sogar noch ein Stückchen weiter auf der südlichen Staande Mastroute.
Gleich nach dem Ablegen um 8 Uhr stand die Schleusung vom Ijsselmeer ins südlichere Markermeer an. Die ersten Stunden konnten wir noch gut unter Vollzeug segeln, allerdings nicht ganz auf unserem direkten Kurs. Nach einiger Zeit hieß es dann aber Segel runter und den Rest bis Amsterdam motoren. Nachdem der Wind ziemlich abgeflaut hatte, gab es allerdings keine wirkliche Alternative. Eindrucksvoll war das Einlaufen in Amsterdam, auf dem Wasser war sehr viel los, vielleicht auch dem verlängerten Himmelfahrtswochenende geschuldet.
Nach dem Bahnhof nahmen wir dann linker Hand den Abzweig zur Staande Mastroute, eine Strecke, auf der man mit stehendem Mast auf Kanälen, Flüssen und Seen bis südlich von Rotterdam kommt. Das ist unser Ziel, damit hätten wir die Großschifffahrt bei Rotterdam sozusagen schon hinter uns gelassen.
Endstation für den Tag war dann allerdings ziemlich abrupt die Spoorbrug. Eine Klapp-Eisenbahnbrücke der Amsterdamer Hauptroute, die für unsere Durchfahrt geöffnet werden muss. Die einzige Öffnungszeit innerhalb von 24 Stunden ist täglich irgendwann zwischen ca. 1:00 Uhr und 3:00 Uhr nachts. Die genaue Zeit richtet sich nach dem täglichen Zugfahrplan unter Berücksichtigung von etwaigen Verspätungen. Mittlerweile hatten sich schon an die 10 Yachten vor der Brücke wartend versammelt. Auf dem Funkkanal 69 wurde uns gegen 0:00 Uhr mitgeteilt, dass die Brückenöffnungszeit 1:25 Uhr für ca. 5 Minuten sein wird. Kurz davor waren alle Yachten schon in Lauerstellung und sind dann die weitere Strecke bis ins Nieuwe Meer im Konvoi durch Amsterdam und die vielen weiteren Klappenbrücken durchgefahren. Ein Erlebnis, sozusagen eine Amsterdamer Grachtenfahrt bei Nacht auf eigenem Kiel! Abschließend war noch eine Schleuse an der Reihe, hierfür wurde für uns sogar eine Autobahn mit vier aufeinanderfolgenden Klappbrücken geöffnet.
Bis Sonnenaufgang haben wir dann im Nieuwe Meer geankert, teilweise wurde auch noch eine Mütze Schlaf getankt.