Das Wetter macht mal wieder unsere Reiseplanung. Die nächsten Tage, vor allem Freitag und Samstag, kachelt es draußen auf der Nordsee kräftig. Es ist Windstärke 8, in Böen sogar 10 angesagt. Den Donnerstag hatten wir uns für einen Landausflug nach Brugge auserkoren. Wir hätten zwar noch einen halben Tag segeln können, aber das wäre auch nicht so der richtig große Schlag geworden.
Mit dem Zug, der jede Stunde fährt, ging es von Blankenberge direkt ins 15 km entfernte Brugge. Hin- und Rückfahrt kosteten uns pro Person 6,20 Euro, eine günstige Verbindung. Der Weg vom Bahnhof in Brugge in die Altstadt ist zwar etwas weit (ca. 15-20 Minuten), aber schon auf dem Weg liegen schöne alte Backsteinhäuser. In der Altstadt angekommen sind wir von Brugge und seinen alten Bauten begeistert. Man spürt richtig die frühere große Zeit des Handels, der Kaufmannsfamilien und der Hanse. Am Marktplatz gönnen wir uns im Grand Café jeder ein Bier, 8 Euro kostet uns der halbe Liter. Danach machen wir noch eine Grachtenfahrt mit „Luigi“, der unterwegs sogar für uns singt. Das hat sich gelohnt! Nach einem abschließenden „Beer Flight“ in der Spezialitätenbrauerei (6 verschiedene kleine Biere zum Durchprobieren) geht’s wieder zurück zum Bahnhof und nach Blankenberge. Abendessen gab es an Bord, verschiedene italienische Vorspeisen. Die geplanten Spaghetti brauchten wir danach gar nicht mehr.
Ein paar Bilder gibts jetzt schon mal. Wenn ich passendes W-LAN habe, werde ich noch einige ergänzen.
Jetzt beginnt es wieder, dass wir unsere Auslaufzeiten nach Ebbe und Flut richten müssen. Wir hatten gestern noch eine Schleuse zu passieren und waren wieder in der Nordsee angelangt.
Bei bewölktem Himmel und gutem 4er bis 5er Wind hatten wir uns Blankenberge, praktisch direkt neben Zeebrugge, als nächsten Hafen ausgesucht. Nachdem der Wind aber aus der für uns falschen Richtung kam, liefen wir die ganze Zeit unter Motor. Anspruchsvoll war die Zufahrt zum Hafen Zeebrugge, die wir kreuzen mussten, hier war wieder reichlich Großschifffahrtsverkehr.
Angelegt haben wir im Royal Scarphout Yachtclub Blankenberge. Ungefähr eine Viertelstunde später wurden wir vom belgischen Zoll besucht, für uns das erste Mal auf dieser Reise. Nach Sichtung unser Schiffsunterlagen und einem kurzen Blick ins Schiff war der Besuch aber bald wieder vorbei. Die nächsten Tage bis voraussichtlich Sonntag werden wir wohl hier verbringen. Für die Nordsee und den englischen Kanal ist Sturm vorhergesagt.
Am Abend waren wir im italienischen Restaurant „Rimini“ noch Abendessen. Unsere Taktik, lieber ein Lokal in einer Seitenstraße zu wählen, hat sich wieder ausgezahlt. Sehr gutes Essen und zum Abschluss gab es eine großzügige Menge an Limoncello bzw. Grappa aufs Haus bzw. „à la maison“.
Heute war unser Ziel Roompot an der Oosterschelde. Bis hier her ist alles noch Binnenrevier. Morgen wollen wir dann wieder auf die Nordsee hinaus und bis kurz nach Zeebrugge kommen, Blankenberge heißt unser anvisierter Hafen.
Der heutige Tag war ansonsten ohne wirklich herausfordernde Ereignisse, erwähnenswert ist allerdings die Passage unter der 5 km langen Zeelandbrug, die zu ihren Anfangszeiten sogar mal die längste Brücke Europas war.
Sicher festgemacht im Hafen von Roompot gab es dann ein kräftiges Gewitter mit Starkregen. Wie schön, dass wir eine Kuchenbude haben, mit der trotz Regen das Cockpit zum Abendessen gut nutzbar ist. Das Gewitter ist jetzt schon wieder verflogen, Zeit für einen Abendspaziergang.
Am Samstag haben wir uns die Insel Langeoog näher angesehen. Direkt hier im Hafen legen auch die Fähren an, ab hier fährt die kostenlose Inselbahn in den Ort. Wir sitzen als Erste im Abteil, nach Anlegen der Fähre folgt eine Flut von Touristen, die Bahn ist voll.
Angekommen am Bahnhof im Ort folgen wir zuerst der Hauptstraße, laufen verschiedene Dünenwege entlang und schauen uns die für uns wichtigsten Sachen an. Dazu zählt auf jeden Fall der Wasserturm mit dem tollen Ausblick. Natürlich gehört auch ein Zwischenstopp mit Fischbrötchen dazu. Wir besuchen auch den Dünenfriedhof, auf dem übrigens auch Lale Andersen begraben liegt. Ein Denkmal mit Laterne steht kurz vor dem Wasserturm (Foto). Für mich als Erlanger gibt es natürlich eine besondere Verbindung zu ihrem Lied Lili Marleen, dem traditionell letzten Lied auf der Erlanger Bergkirchweih. Nach einem abschließenden Lebensmitteleinkauf geht es mit der Inselbahn wieder zurück zum Hafen.
Am Abend bekommen wir noch Besuch von Ulf Heyen, einem Cousin von Michis Vater. Die beiden sehen sich zum ersten Mal und nutzen die Gelegenheit, um reichlich Familienerinnerungen auszutauschen. Danach laufen Michi und ich noch mit Ulf die drei Kilometer in den Ort, wir wollen der Bar „Düne 13“ noch einen Besuch abstatten, wohlwissend, dass wir am Ende den ganzen Weg auch wieder zurücklaufen müssen.
Die Wind- und Wetterprognose lässt uns auch noch den heutigen Sonntag im Hafen Langeoog bleiben. Rudis Bruder Lothar hat heute vormittag abgemustert und die Fähre ans Festland nach Bensersiel genommen. Danke für deinen Besuch, die tollen Tage… und für das sturmfeste Feuerzeug! Wir nutzen den verbleibenden Hafentag, um unser neues Radar zu installieren, zumindest so weit wir kommen. Für den Abend hat uns Ulf zu sich nach Hause eingeladen.
Wir planen morgen am Montag weiterzusegeln (oder zu motoren). Unser Ziel ist Borkum und Delfzjil, um dann über die Staande Mastroute durch die holländischen Kanäle nach Amsterdam zu kommen. Da könnten wir am 31. Mai meine Frau Steffi für eine Zeit lang mit an Bord nehmen.
Am Donnerstag gegen 17 Uhr haben wir mit Einsetzen der Ebbe von Cuxhaven abgelegt. Unser Ziel war die ostfriesische Insel Langeoog. Wir haben uns dieses Ziel ausgesucht, da Michi auf väterlicher Seite hier noch ferne Verwandtschaft hat, die auf der Insel lebt.
Wir hatten sonniges Wetter und mäßigen Wind, allerdings genau aus Gegenrichtung, sodass wir größtenteils nur unter Motor unterwegs waren. Zu Beginn haben wir gleich die Seeschifffahrtsstraße überquert und uns dann außerhalb der Betonnung an den roten Bojen orientiert. Vorbei an der Kugelbake nördlich von Cuxhaven, hier ist nun die Elbe offiziell zu Ende und die Nordsee beginnt!
Kurz vor der Wesermündung haben wir dann das Verkehrstrennungsgebiet für die Großschifffahrt von Nord nach Süd überquert, um uns dann in Küstennähe entlanghangeln zu können. Aber gar nicht so einfach, wir mussten erst mal eine Gelegenheit finden, in der von beiden Seiten gerade keine Frachter, die teilweise über 15 Knoten fahren, in unserer Nähe sind. Auch ein Verband von „NATO-Warships“ (Bezeichnung lt. AIS, bestimmt 8-10 Schiffe) hat uns überholt. Weil der Wind für die Querung gut passte, haben wir im passenden Augenblick auch gleich Segel raus und zusätzlich Motor auf Vollgas, damit wir so schnell wie möglich rüberkommen. Alles wie wir es gelernt haben, mit Kielrichtung im rechten Winkel, damit es so schnell wie möglich geht. Wir sind dann allerdings von Elbetraffic Cuxhaven per DSC-Funk kontaktiert worden, mit der freundlichen Bitte, wirklich schnell zu machen und das nächste Mal eine andere, wohl dafür vorgesehene Stelle zu wählen. Naja, das nächste Mal, wenn wir hier in der Gegend sind – versprochen :-).
Die nächste Herausforderung war dann die Querung der Weser- und Jademündung, viele der großen Frachter biegen hier Richtung Bremerhaven und Wilhelmshaven ab. Die Mündung der alten Weser hatten wir schon passiert, als dann der Flutstrom voll einsetzte. Wir mussten sehr stark gegenhalten und kamen kaum noch voran. Wir beschlossen, für 3-4 Stunden den Anker fallen zu lassen und an einer ruhigen Stelle zwischen alter und neuer Weser auf 8 Meter abzuwarten. Jeweils 2 Leute auf Ankerwache, die beiden anderen konnten sich für 1,5 Stunden mal in die Koje verkriechen. Anker auf war um 4:45 Uhr, da hatten wir wieder unterstützenden Ebbstrom. Zu dieser Zeit wurde allerdings auch der auf Reede gelegene NATO-Verband wieder wach und fuhr gerade in die neue Weser ein, also wieder kein geeigneter Zeitpunkt, da rüberzumachen. Nach etwas Umweg haben wir es dann doch geschafft, Weser und Jade hinter uns zu lassen. Auf dem Weg nach Langeoog gab es noch eine Warnmeldung unseres Motors, das Kühlwasser war überhitzt. Problemfindung und -lösung schafften wir in ca. 20 Minuten mit vorhandenen Bordmitteln. Eine Verschraubung am Kühlwasserkreislauf war gebrochen.
Die Ansteuerung Langeoog nahmen wir über die Fahrwassertonne Accumer Ee. Angelegt im Hafen haben wir gegen 13:15 Uhr. Michis Eltern haben unser Anlegemanöver an Steg 3 sogar live per Hafen-Webcam verfolgt. Ein wirklich ereignisreicher Törntag bzw. -nacht. Geschafft!