Törntag 22/23: Calais/Boulogne-sur-Mer

Steffi hat am Sonntagmorgen abgemustert. Sie ist mit dem Zug zurück nach Erlangen gefahren.

Wir haben gegen 8 Uhr abgelegt, erst mal mit dem groben Ziel Dünkirchen bzw. Boulogne-sur-Mer. Der Ebbstrom hat uns wie geplant die ersten Stunden auch “geschoben”, ab Dünkirchen bis kurz vor Calais hatten wir ihn dann allerdings gegen uns. Der Wind war recht wechselhaft, teilweise hat es mit dem Segeln gut geklappt, zu anderen Zeiten musste dann aber wieder der Motor übernehmen. Gut bewährt hat sich unser neuer Autopilot “Knut” von Raymarine, der die Southern Chancer nun zuverlässig steuern kann, ob nach gespeicherten Routen, nach angegebenem Kurs oder unter Segeln auch nach Windrichtung – es funktioniert, das haben wir unterwegs ausgiebig getestet!

Etwas kritisch war gegen Mitternacht die Querung der Einfahrt nach Calais. Hier rauschen ständig Fähren nach und von Dover mit einer Geschwindigkeit von über 18 Knoten durch. Unsere Southern schafft im Vergleich ca. 6 Knoten. Da mussten wir auf jeden Fall auf das richtige Fenster achten, um hier nicht unter den Bug einer Fähre zu kommen, oder zumindest, um nicht ein schwer kalkulierbares Verkehrshindernis zu sein.

Gegen 3:00 Uhr morgens hatten wir dann unseren letzten Wegpunkt vor Boulogne-sur-Mer erreicht. Wir entschieden uns für das Einlaufen in den Hafen trotz Dunkelheit. Wir haben ja Unterstützung von Kartenplotter, AIS und Radar. Im Vorhafen mussten wir dann allerdings erst mal warten, weil wohl die ganze Fischereiflotte aufgewacht ist. Wie an der Perlenschnur kamen bestimmt an die 15-20 Fischereischiffe aus dem Innenhafen heraus. Noch ein Funkspruch mit “Boulogne Port” für die Schleuse in den Innenhafen “Bassin Napoleon” und kurz darauf lagen wir sicher festgemacht am Steg. Gegen 4:30 Uhr haben wir dann noch einen kleinen Anlegerschluck getrunken und sind erst mal ab in die Kojen.

Zum Mittagessen am heutigen Tag haben wir uns im historischen Viertel jeder ein Menü mit Muscheln ausgesucht. Eine gute kulinarische Einstimmung auf Frankreich. Auf dem Rückweg, nach einem kurzen Lebensmitteleinkauf, hat uns dann allerdings ein heftiges Gewitter erwischt. Im Boot läuft gerade die Heizung, quer verteilt hängen Klamotten zum Trocknen. Ich selbst sitze gerade in der Vorschiffkoje und schreibe diesen Artikel, während angenehme Wärme aus den Heizungsdüsen kommt – das passt.

Mal sehen, heute Abend gibt’s vielleicht noch ein Bierchen in einer französischen Kneipe 🙂 und morgen früh geht’s dann weiter.

Aufgrund der Windvorhersage haben wir unseren bisher geplanten nächsten Ort Dieppe (50 Seemeilen) heute kurzerhand geändert, der Wind wäre wieder gegen uns. Stattdessen haben wir Cherbourg als neues Ziel ausgewählt, das sind allerdings 150 Seemeilen am Stück. Also wieder Nachtfahrt und Schichtbetrieb. Morgen früh nach Hochwasser wollen wir los.

Törntag 20/21: Hafentag Blankenberge, Ausflug Brüssel

Rudi, Michi und ich haben den Freitag für Bastelarbeiten an der Southern genutzt. Wir haben die Pumpe und das Instrument für die Selbststeueranlage eingebaut, wofür wir den kompletten Steuerstand zerlegen mussten. Da ist es gut, dass wir jetzt zwei Tage nicht auf See können/wollen. Auch an Deck müssen einige Roststellen behandelt werden, gerade jetzt bei dem aggressiven Salzwasser der Nordsee ist das besonders wichtig.

Steffi hat in dieser Zeit die Küstentram genutzt, die praktisch die komplette belgische Küste abfährt. Sie gilt als längste Straßenbahn der Welt. Die Tageskarte kostet 7 Euro, mit beliebig vielen Aus- und Einstiegen zwischendurch.

Am Samstag haben Rudi und Michi die Selbststeueranlage noch komplettiert. Steffi und ich haben uns derweil eine Auszeit genommen und sind zu zweit mit dem Zug nach Brüssel gefahren. Steffi hat auch entschieden, dass sie am morgigen Sonntag von Blankenberge mit dem Zug zurück nach Hause fährt. Die Verbindung ist hier verlockend unproblematisch und dauert nur knapp 8 Stunden, während sie ab einem Ort in Frankreich schon mit etwa der doppelten Reisezeit  mit längeren Zwischenaufenthalten rechnen muss. Auch wenn sie noch ein oder zwei Tage länger hätte bleiben können, hat hier doch die kürzere Zeit für die Heimreise gewonnen.

Am Sonntag wollen wir früh mit dem Ebbstrom auslaufen und mindestens bis Dünkirchen oder auch mit Nachtfahrt schon Calais hinter uns lassen.